Fragmentum – Liturgische Musik des Mittelalters auf Einbandfragmenten

Hauptstaatsarchiv Stuttgart Konrad-Adenauer-Straße 4, Stuttgart, Baden-Württemberg, Deutschland

Als durch die Einführung der Reformation viele liturgisch-musikalischen Handschriften in württembergischen Klöstern und Stiften ihre Funktion verloren, wurden sie häufig zerschnitten und wegen des wertvollen Pergaments als Einbände für Amtsbücher weiterverwendet. Fünf Jahre, von 2017 bis 2022, förderte die Deutsche Forschungsgemeinschaft ein Projekt am Musikwissenschaftlichen Institut der Universität Tübingen zur Erschließung solcher Einbandfragmente im Hauptstaatsarchiv Stuttgart, im Staatsarchiv Ludwigsburg und in der Württembergischen Landesbibliothek. Insgesamt wurden ca. 1.700 Fragmente erstmals systematisch erfasst, erschlossen, digitalisiert und online gestellt. Das Projekt bietet damit neue Erkenntnisse über die bisher nur ansatzweise bekannte mittelalterliche Musikkultur württembergischer Klöster und Stifte.
Bei dem Vortragsabend gibt das Projektteam Einblick in die Arbeitsweise des Projekts und präsentiert besonders interesante Funde. Da die Fragemente ursprünglich zur musikalischen Gestaltung der Liturgie dienten, werden einge davon auch an diesem Abend zum Klingen gebracht.
Ausführende: Prof. Dr. Stefan Morent, Dr. Waltraud Götz, Michael Braunger; als Gast: Samuel Schick M. A.

Reich an Ehrengräbern: Der Stuttgarter Waldfriedhof

Stuttgart, Waldfriedhof, Vorplatz

Der Stuttgarter Waldfriedhof, 1913 angelegt, ist mit rund 31 Hektar der flächenmäßig größte Stuttgarter Friedhof. Heute befinden sich dort ca. 15.000 Grabstellen in einem Mischwaldgebiet, in dem im Mai/Juni besonders schön die Rhododenren blühen. Bei einem Spaziergang über den Friedhof wird Stadtgeschichte lebendig, Zahlreiche Ehrengräber erinnern an Persönlichkeiten, die mit der Geschichte der Stadt verbunden sind, wie die ehemaligen Oberbürgermeister Carl Lautenschlager und Arnulf Klett. Der ehemalige Bundespräsident Theodor Heuss und seine Frau Elly Heuss-Knapp wurden auf dem Waldfiredhof bestattet, ebenso Architekten wie Paul Bonatz und Fritz Leonhardt, Erfinder wie Robert Bosch, die Fliegerfamilie Hirth oder Gottlob Bauknecht. Auch zahlreiche Künstler haben hier ihre letzte Ruhe gefunden: Adolf Hölzel und Ida Kerkovius, Oskar Schlemmer, Otto Herbert Hajek und Hans Dieter Bohnet.
Führung: Andrea Welz, Stuttgart

Euro15

Dr. Gudrun Emberger, Prof. Dr. Robert Kretzschmar: Zeugnisse des Unrechts. Joseph Süß Oppenheimer, die Überlieferung und die Forschung

Hauptstaatsarchiv Stuttgart Konrad-Adenauer-Straße 4, Stuttgart, Baden-Württemberg, Deutschland

Im Hauptstaatsarchiv Stuttgart liegen die Akten zum Kriminalprozess gegen Joseph Süß Oppenheimer, aber auch Unterlagen aus anderen Perspektiven, die für Forschungen zu dem mit ihm verbundenen Geschehen heranzuziehen sind. Sie wurden und werden für Darstellungen von Oppenheimers Leben und Schicksal immer wieder ausgewertet.
In der Veranstaltung soll nach dem Forschungsstand gefragt werden, damit zugleich auch nach Narrativen und Deutungen, die zu verschiedenen Zeiten prägend waren. Dr. Gudrun Emberger richtet hierbei zunächst den Blick auf die Person Joseph Süß Oppenheimer, sein Wirken in Württemberg und den an ihm begangenen Justizmord. Die Überlieferung im Hauptstaatsarchiv und anderen Orts stellt sodann Prof. Dr. Robert Kretzschmar vor, um dazu ein Bild von den Quellen zu vermitteln.

Zweitägige Studienfahrt: Zwei Weltkulturerbe-Stätten: Worms und Lorsch

Stuttgart, Konrad-Adenauer-Straße

Die zweitägige Exkursion führt zu UNESCO-Weltkulturerbe-Stätten in den benachbarten Bundesländern Rheinland-Pfalz und Hessen. Den ersten Tag verbringen wir in Worms. Die "Stadt der Religionen" bietet ihren Besuchern mit Themen wie jüdische Geschichte, Reformation und dem Dom Highlights der europäischen Kulturgeschichte zwischen Mittelalter und Neuzeit. Aus der Blütezeit der jüdischen Gemeinde hat sich das ehemalige jüdische Wohnviertel mit romanischer Synagoge erhalten. Der jüdische Friedhof mit ca. 2.500 Gräbern ist der älteste jüdische Friedhof Europas. Der Dom war die Grablege von fünf Generationen der salischen Herzöge im 10./11. Jahrhundert. - Nach der Übernachtung in Worms folgt am Samstag, 17. Juni, mit dem Besuch von Lorsch ein weiterer Höhepunkt. Seit seiner Gründung in karolingischer Zeit bis weit in das Hochmittelalter zählte das Kloster Losch zu den wichtigsten kulturellen Zentren zur Verbreitung der am Königshof entwickelten Bildungsprogramme. Im Rahmen einer Führung erkunden wir das Klostergelände. Drei Bauten der ehemals großen Anlage des Reichsklosters sind verblieben: ein Fragment der Nazarius-Basilika, ein Abschnitt der Klostermauer sowie die berühmte Königshalle. Durch die Neugestaltung des Welterbes Kloster Lorsch im Jahr 2014 sind beide Klosterareale - die frühere und die spätere Klostergründung - erstmals landschaftsarchitektonisch miteinander verbunden. Nach der Mittagspause besichtigen wir das auf dem Klostergelände angelegte karolingische Freilichtlabor Lauresham, das zeigt, wie Menschen zu Zeiten Karls des Großen gelegt haben. - Auf der Rückfahrt nach Stuttgart machen wir noch Halt in Heppenheim. Mittelalterliches Fachwerk, schöne Altstadtgässchen und idyllische Plätze prägen das Stadtbild und laden zu einem Spaziergang ein. - Leitung: Dr. Nicole Bickhoff, Stuttgart; Führungen: Dr. Irene Spille, Worms; qualifizierte Führungen in Lorsch. - Kosten: 225,- Euro p. P. im DZ, 245,- im EZ (inkl. Busfahrt, Übernachtung, Abendessen, sämtliche Eintritte und Führungen).

Euro225

Auf den Spuren des Krieges von 1870/71 im Elsass

Stuttgart, Konrad-Adenauer-Straße

Am 6. August ereignete sich zwischen den elsässischen Orten Wörth, Fröschweiler und Gunstett eine der ersten großen Schlachten des Deutsch-Französischen Krieges. Gemeinsam schlugen Preußen, Bayern und Württemberger unter fürchterlichen Verlusten die französischen Truppen. Hatten die vereinten deutschen Kräfte noch 1866 im 'Deutschen Krieg' aufeinander geschossen, errangen sie nun einen symbolhaften gemeinsamen Triumph, der für den Kriegsverlauf bedeutend werden sollte.
Nach dem Krieg wurde das ursprünglich französische Schlachtfeld Teil der deutschen 'Reichslande Elsaß-Lothringen'. Zahlreiche Monumente wurden von deutschen wie französischen Regimentern als Zeichen der Erinnerung auf dem weitläufigen Gelände gesetzt. Zugleich entwickelte sich das Schlachtfeld zu einem nationalen Weiheort mit gut ausgebauter touristischer Infrastruktur. Noch heute künden viele erhaltenen Denkmäler und Gräber von den Ereignissen und der daran anknüpfenden Erinnerungskultur. Auch der mehrmalige territoriale Wechsel des Gebiets hat seine Spuren in der Denkmallandschaft hinterlassen. -
Die Exkursion beginnt mit dem Besuch des Musée de la Bataille de Wörth. Im Anschluss werden die Trümmer des ehemaligen Kaiser-Friedrich-Denkmals besichtigt. Von dort bietet sich ein Panoramablick über das Schlachtfeld. Nach dem Mittagessen fährt der Bus die Exkursionsteilnehmer zum Bayerndenkmal in Wörth. Von dort wird das Schlachtfeld zu Fuß über Elsasshausen bis zur Friedenskirche von Fröschweiler erlaufen. An zahlreichen Denkmälern werden anhand von Quellenmaterial die Zusammenhänge erläutert. Von der Friedenskirche fährt der Bus zum Beginn des 'Sentier de Turcos'. Nachdem dieser hügelab durchlaufen wurde, erfolgt die Heimfahrt nach Stuttgart. -
Leitung/Führung: Prof. Dr. Tobias Arand, Ludwigsburg

Euro75

Geburtsstadt Friedrich Schillers: Marbach am Neckar

Marbach a. N., Cottaplatz

In Marbach kreuzen sich Deutsche Fachwerkstraße, Deutsche Weinstraße und Schwäbische Dichterstraße. Das Erscheinungsbild der sehr gut erhaltenen und unter Denkmalschutz stehenden Altstadt geht hauptsächlich auf den Wiederaufbau nach der Zerstörung durch fränkische Truppen im Pfälzer Erbfolgekrieg 1693 zurück. Zu den wichtigsten Gebäuden der Altstadt zählt das 1760-1763 erbaute Rathaus; beeindruckend sind zahlreiche Fachwerkhäuser wie das Geburtshaus Friedrich Schillers in der Niklastorstraße. Besonders reizvoll ist ein Spaziergang entlang der restaurierten Fachwerkhäuser in der Holdergasse, die sich, einst vor allem von Bauern und Weingärtnern bewohnt, durch die vielen kleinen, dicht gedrängten Häuser auszeichnet. Marbach ist noch von drei Seiten von der Stadtmauer mit ihren Wehranlangen umgeben. im südöstlichen Winkel der Stadtbefestigung neben dem Turm liegt der Burglatz, auf dem vom 13. Jh. bis 1693 die Stadtburg stand. Das östliche Ende der Marktstraße wird auch den 40 Meter hohen Oberen Turm markiert, wo der Stadtspaziergang endet.
Führung: Dr. Albrecht Gühring, Marbach

Euro10

Ausstellungsführung „Atom. Strom. Protest“ in der WLB

Stuttgart, Württembergische Landesbibliothek Konrad-Adenauer-Str. 10, Stuttgart

Fortschritt für alle im Namen des friedlichen Atoms oder der Anfang vom Ende menschlichen Lebens, wie wir es kennen? Auf der einen Seite standen die Hoffnung und das Versprechen nahezu unbegrenzter Energie für die Welt, auf der anderen Seite kaum kalkulierbare Umweltschäden sowie der mögliche GAU. Und dazwischen lag gleichsam das Dorf Wyhl. Vor 50 Jahren erhitzten Pläne die Gemüter, am Oberrhein viele Atomkraftwerke zu errichten. Und Wyhl wurde zum Symbol des erfolgreichen Widerstands. Hier wurden mit der Besetzung des Bauplatzes und weiteren Aktionen neue Formen des Protests und des zivilen Ungehorsams erprobt. Die Ablehnung der regionalen Bevölkerung und von Atomkraftgegnern führte dazu, dass die Landesregierung auf den Bau des Kraftwerks verzichtete. Auch an anderen Standorten entstand hartnäckiger Widerstand gegen den Bau von nuklearen Anlagen. - Die Ausstellung "Atom. Strom. Protest. 50 Jahre Wyhl und anderswo" in der Württembergischen Ladnesbibliothek erinnert nicht nur an die Ereignisse in Wyhl und die weitere Entwicklung der Anti-Atomkraft-Bewegung. Sie illustriert die Argumentation der Befürworter und Gegner und fragt nach der Situation in anderen Staaten sowie den aktuellen Problemen. Denn noch heute bestimmt die Frage nach einer künftigen Nutzung der Atomenergie politische und gesellschaftliche Debatten - in Baden-Württemberg, in Deutschland und weltweit.
Treffpunkt: Foyer der Landesbibliothek

Vom Backstein zum Bauhaus – Siedlungen im Stuttgarter Osten zwischen 1890 und 1929

Stuttgart, Ostendplatz

In der Zeit nach der Industrialisierung gab es zwei Phasen, in denen sich der Bedarf nach günstigen und gesunden Wohnungen in Stuttgart in besonderem Maß zeigte: Ausgang des 19. Jahrhunderts, als die Bevölkerung in kurzer Zeit auf das Fünffache anwuchs, und ein zweites Mal nach 1919.
Beginnend in der vielbeachteten Kolonie Ostheim (1891-1903) zeigt sich insbesondere im Stuttgarter Osten über fast 40 Jahre hinweg das besondere Bemühen, nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ gute Lösungen mit intelligenten Grundrissen und durchdachtem Städtebau zur "Wohnungsfrage" beizusteuern. In der Raitelsbergsiedlung (1927-1929) finden wir in der Mischung von Sattel- und Flachdach, Reihen- und Hochhaus traditionelle und moderne Elemente. Dazwischen sehen wir die Siedlung Rotenbergstraße (1919/20) sowie die Straßenbahner-(1921-1927) und die Gasarbeitersiedlung (1921-1929) mit jeweils völlig unterschiedlichen Konzepten.
Führung: Dr. Bernd Langner, Stuttgart

Euro15

Tagesexkursion nach Rottweil

Stuttgart, Konrad-Adenauer-Straße

Die Tagesfahrt in die älteste Stadt Baden-Württembergs vereint einige Highlights. Die erste Station ist das Dominikanermuseum, das 1992 als Zweigmuseum des Landesmuseum Württemberg eröffnet wurde. Schwerpunkte des Museums sind die Römer und mittelalterliche Skulpturen. Der Ausstellungsbereich sakrale Kunst / Sammlung Dursch, dem wir uns mit einer fachkundigen Führung besonders zuwenden, wurde 2019 neu konzipiert. Die Sammlung mit rund 180 Objekten aus der Zeit des späten 13. bis frühen 17. Jahrhunderts wurde ab 1836 vom späteren Rottweiler Stadtpfarrer und Dekan Johann Georg Martin Dursch zusammengetragen. Sie stellt eines der umfangreichsten Ensembles mittelalterlicher Bildwerke aus Schwaben dar und birgt Hauptwerke der mittelalterlichen Bildhauerei. Vor dem Mittagessen werfen wir noch einen Blick in die Lorenzkapelle. Die Kunstsammlung in der ehemaligen Friedhofskapelle zeigt den Figurenzyklus des Rottweiler Kapellenturms, der zu den bedeutendsten Leistungen der gotischen Monumentalplastik des 14. Jh. in Schwaben gehört. - Am Nachmittag folgt ein Rundgang durch die 2.000 Jahre alte Stadt. Wer durch das Schwarze Tor die historische Innenstadt Rottweils betritt, spürt den Atem der Geschichte. Schließlich war dieses Wahrzeichen einst Teil einer monumentalen Befestigungsanlage, die weitestgehend bis heute erhalten blieb. Der Spaziergang entlang der prächtigen Hauptstraße gleicht einer Zeitreise: Stolze Bürgerhäuser mit kunstvoll verzierten Erkern, hochaufragenden Dachstühlen und schmiedeeisernen Zunftzeichen zeugen selbstbewusst von der großen Vergangenheit Rottweils. - Zu den neuen Wahrzeichen Rottweils zählt der 2017 eröffnete Aufzugstestturm. Das Architektenbüro Helmut Jahn und Werner Sobek hat die sich nach oben windende Betonspirale in einen Stoffmantel aus Glasfasergewebe eingehüllt, der den Turm je nach Tages- und Jahreszeit in immer neue Lichtreflexionen taucht. Innerhalb von 30 Sekunden geht es mit dem verglasten Panoramalift hinauf auf die Besucherebene - der höchsten Aussichtsplattform Deutschlands. Hier oben eröffnet sich ein fabelhafter Fernblick über den Schwarzwald und die Schwäbische Alb, bei klarem Wetter sind sogar die Alpen zu sehen. - Leitung: Dr. Nicole Bickhoff, Stuttgart; Führungen. Dr. Ingrid-Sybille Hoffmann, Stuttgart (Dominikanermuseum); Cornelia Votteler, Rottweil (Stadtführung).

Euro75

Tagung: Wehrhafte Veteranen. Militärische Netzwerke und Erinnerungskulturen in Württemberg im 20. Jahrhundert

Hauptstaatsarchiv Stuttgart Konrad-Adenauer-Straße 4, Stuttgart, Baden-Württemberg, Deutschland

Ehemalige Kriegsteilnehmer und ihre Organisationen beeinflussten sowohl nach dem Ersten als auch nach dem Zweiten Weltkrieg das gesellschaftliche Klima und die politische Kultur in Württemberg. Durch Erinnerungswerke und historiografische Darstellungen, durch künstlerische Repräsentationen und durch Gedenkveranstaltungen brachten die Veteranen spezifische Deutungen des Krieges zum Ausdruck und verbanden diese nicht selten mit einem Handlungsappell an die politischen Entscheidungsträger. Die wissenschaftliche Tagung beleuchtet die Kontinuität und Wirkmächtigkeit militärischer Netzwerke über historische Zäsuren hinweg, ebenso den Einfluss, den südwestdeutsche Veteranen und Veteranenorganisationen auf (wehr-)politische Entscheidungen ausübten. Das Interesse gilt ferner den bisher kaum erforschten militärischen Erinnerungskulturen, die sich in Württemberg nach den Kriegsniederlagen von 1918 und 1945 ausbildeten. Dabei wird nicht zuletzt der Funktionswandel in den Blick genommen, welchem die Kriegserinnerungen im gesellschaftlichen und politischen Diskurs mit zunehmendem zeitlichen Abstand zu den Weltkriegen unterlag. - Das detaillierte Tagungsprogramm finden Sie unter "Veranstaltungs-Website" (linke Seite.)

Das Grundbuchzentralarchiv in Kornwestheim

GBZA, Stammheimer Straße 10, Kornwestheim Stammheimer Straße 10, Kornwestheim

Im Zuge der 2008 beschlossenen Reform des Grundbuch- und Notariatswesen wurden bis Ende 2017 insgesamt 662 dezentral organisierte Grundbuchämter im Land aufgehoben und an 13 Standorten konzentriert. Die Grundbuchführung erfolgt seitdem durch die dortigen Amtsgerichte. In Folge der Reform wurde 2012 auf dem Salamander-Areal in Kornwestheim das Grundbuchzentralarchiv (GBZA) des Landes Baden-Württemberg eingerichtet. Es beherbergt zwei Dienststellen; eine ist dem Landesarchiv Baden-Württemberg, die andere der Justizverwaltung zugeordnet.
Zwischen 2012 und 2017 wurden alle papiernen Grundbuchunterlagen des Landes Baden-Württemberg aus den 654 aufgelösten Grundbuchämtern und Notariaten in Kornwestheim zusammengeführt. Als Dienstliester für die Justizverwaltung hat das Landesarchiv Baden-Württemberg in seiner Außenstelle GBZA mehr als 162.000 laufende Meter Grundbuchunterlagen erfasst und verpackt. Es sorgt für die dauerhafte Einlagerung und Verwahrung dieser Unterlagen. Das GBZA organisert den Leihverkehr der noch rechtserheblichen Grundbuchunterlagen an die nun zuständigen Amtsgerichte. Damit dürfte das GBZA einer der größten Archivstandorte bundesweit, wenn nicht sogar europaweit sein. Im Lesesaal des GBZA kann nach den Bestimmungen des Landesarchivgesetzes jeder Interessierte Einsicht in die historischen Grundbuchunterlagen nehmen; sie geben Auskunft zu Fragen der Regional-, Häuser- und Familiengeschichte.
Die Führung gibt Einblick in die Verwahrung, Organisation und Nutzungsmöglichkeien der wichtigen und dauerhaft aufzubewahren Grundbuchunterlagen.
Führung: Michael Aumüller M. A.

Euro8

Dr. Michael Kitzing, Singen: Wilhelm Zimmermann als Historiker des Bauernkriegs und Abgeordneter in der Frankfurter Paulskirche

Hauptstaatsarchiv Stuttgart Konrad-Adenauer-Straße 4, Stuttgart, Baden-Württemberg, Deutschland

Der protestantische Pfarrer und Professor für deutsche Literatur und Geschichte am Stuttgarter Polytechnikum, Wilhelm Zimmermann (1807-1878), verfasste die erste Darstellung zur Geschichte des Bauernkriegs. Diese beschränkte sich nicht nur darauf, die Informationen älterer Chroniken zu wiederholen, sondern beanspruchte vielmehr, die Vorgänge der Jahre 1524/25 wissenschaftlich zu analysieren.
Dabei war der Blick Zimmermanns auf den Bauernkrieg freilich durch den Wunsch nach Reformen, ja Veränderungen in seiner eigenen Zeit geprägt. Denn Zimmermann war nicht nur Historiker, sondern zugleich Politiker: Als Abgeordneter des Wahlkreises Schwäbisch-Hall/Crailsheim in der Frankfurter Nationalversammlung hatte er sich zunächst zur konstitutionellen Monarchie bekannt, war dann aber rasch politisch nach links abgewandert. Er schloss sich der Fraktion Donnersberg an und trat als deren Mitglied sowie schließlich im Juni 1849 im Rumpfparlament für die Schaffung einer Republik ein.
Dies hatte in der anschließenden Reaktion Konsequenzen. Zimmermann verlor seine Professur, konnte jedoch wieder in den Pfarrdienst zurückkehren. Politisch ist Zimmermann, der Anfang der 1850er Jahre noch dem Stuttgarter Landtag angehörte, in späterer Zeit nicht mehr hervorgetreten. Gleichwohl entstanden weitere durchaus umfangreiche Geschichtswerke.
Der Vortrag möchte aus Anlass des Doppeljubiläums - 500 Jahre Bauernkrieg, 175 Jahre Revolution von 1848/49 - den Lebensweg und das Geschichtsbild Zimmermanns sowie sein politisches Selbstverständnis vorstellen. Zudem soll Zimmermann als innovativer und bei seinen Schülern überaus beliebter Lehrer porträtiert werden.