Prof. Dr. Gerhard Fritz, Murrhardt: Die Krise des 14. Jahrhunderts: Klima und Krieg, Pest und Hunger

Hauptstaatsarchiv Stuttgart Konrad-Adenauer-Straße 4, Stuttgart, Baden-Württemberg, Deutschland

Die sogenannte Krise des 14. Jahrhunderts gilt als tiefer Einschnitt in der europäischen Geschichte. Allein durch die Pest sollen 30 bis 50 Prozent der Bevölkerung umgekommen sein, so dass manche Historiker die Folgen der Pest mit denen eines Atomkriegs vergleichen. In der Tat gibt es dramatische Berichte aus den italienischen Städten. Aber bislang ist nicht grundlegend erforscht worden, wie der südwestdeutsche Raum samt seinen Nachbargebieten durch diese Turbulenzen gekommen ist. Der Referent hat diese Forschungslücke mit seiner 2024 erschienenen Arbeit geschlossen. Die Ergebnisse werden überraschen!

Free

Prof. Dr. Sabine Holtz, Stuttgart: Der gemeine Mann im Aufstand 1525. Göttliches Recht im Kontext von Freiheit und Gewalt

Hauptstaatsarchiv Stuttgart Konrad-Adenauer-Straße 4, Stuttgart, Baden-Württemberg, Deutschland

Um 1500 belastete der zunehmende politisch-rechtliche und ökonomische Druck der Herrschaften die Untertanen immer stärker und entlud sich in einer ganzen Reihe von regionalen Aufständen. 1525 eskalierte die Situation. Die Reformation gab den Aufständischen neue Impulse sowie konkrete Hoffnung auf Veränderung über die regionale Ebene hinaus. Das göttliche Recht, vor allem nach dem Verständnis Ulrich Zwinglis, bot eine völlig neuartige Argumentationsgrundlage. Verfassungsentwürfe zeigen, wie eine fundamental andere Gesellschaftsordnung auf der Basis des neuen göttlichen Rechts aussehen sollte. Unter dem Ruf nach Freiheit positionierte sich der gemeine Mann politisch neu. Der Vortrag untersucht die Einflüsse des göttlichen Rechts auf die Verfassungsentwürfe und fragt nach der Rechtfertigung von Gewalt auf Seiten des gemeinen Mannes und auf Seiten der Obrigkeiten.

Free

Rolf Bidlingmaier, Metzingen: Von Leopold Retti zu Romy Schneider. Biografien einer europäischen Künstlerfamilie

Hauptstaatsarchiv Stuttgart Konrad-Adenauer-Straße 4, Stuttgart, Baden-Württemberg, Deutschland

Der Vortrag zeichnet die Geschichte der aus Oberitalien stammenden Familie Retti nach, deren Vertreter als Maler, Stuckateure und Baumeister zur Errichtung von Schloss Ludwigsburg nach Württemberg kamen. Leopoldo Retti (1704–1751) war als Architekt des Rokoko maßgeblich am Bau der Residenz der Markgrafen von Brandenburg-Ansbach in Ansbach und des Neuen Schlosses in Stuttgart beteiligt. Sein Sohn ließ sich als Maler in Ostpreußen nieder. Nachfahren wechselten in das Theaterfach und waren als Schauspieler an unterschiedlichen Orten in Deutschland tätig. Verwandtschaftliche Verbindungslinien führen zu dem jüdischen Journalisten und Kunsthistoriker Dr. Ludwig Goldstein, dem Dirigenten Erich Orthmann und den bekannten Schauspielerinnen Rosa Albach-Retty und Romy Schneider.

Free

Prof. Dr. Matthias Steinbach, Braunschweig: „Denn er ist unser …“.Zu Thomas Manns Stuttgarter und Weimarer Schillerreden 1955

Hauptstaatsarchiv Stuttgart Konrad-Adenauer-Straße 4, Stuttgart, Baden-Württemberg, Deutschland

Als man Thomas Mann 1955 anlässlich Schillers 150. Todestages nach Deutschland einlud, geschah dies unter politisch geteilten Himmeln. Um den 1933 aus Deutschland exilierten Nobelpreisträger und seine Schillerrede entspann sich eine kulturpolitische Kontroverse zwischen West und Ost. Als „Dichter der Nation“ ließen sich im geteilten Nachkriegsdeutschland sowohl Friedrich Schiller als auch Thomas Mann für die jeweils eigene und gegen die andere Seite instrumentalisieren. Bei der Entscheidung Für oder Wider spielten in Stuttgart wie Weimar sehr persönliche Neigungen und (vor allem in der Bundesrepublik) auch Abneigungen eine Rolle. Im Westen war es Bundespräsident Theodor Heuss, der sich für den Nobelpreisträger gegen mancherlei Widerstände stark machte, im Osten der DDR-Kulturminister Johannes R. Becher. Während Heuss Thomas Mann gelegentlich dessen Stuttgarter Rede erstmals traf, gingen Bechers Sympathien für die Familie Mann in die Zeit der Weimarer Republik zurück. Thomas Mann hatte sich in jenen Jahren in einem Hochverratsprozess gegen Becher und dessen Schrift „Levisite“ für den kommunistischen Expressionisten eingesetzt. In der Bundesrepublik hingegen blieb der Autor der „Buddenbrooks“ und des „Zauberberg“ wegen seiner im amerikanischen Exil gegen Nazideutschland geäußerten Positionen auch nach 1945

Free