nach-1945

4. Der Württembergische Geschichts- und Altertumsverein nach 1945

Ab Februar 1946 erfolgten erste vorbereitende Schritte zur Wiedereröffnung des Vereins; ein entsprechender Antrag mit Vorlage der neuen Satzung wurde im Juli 1946 von der amerikanischen Militärregierung genehmigt. Mit der Wiederzulassung konnte das Vereinsleben aufgenommen werden. Zum ersten Mal nach vier Jahren fand im Oktober 1946 eine reguläre Mitgliederversammlung statt. Bald gab es auch wieder ein regelmäßiges Programm. Das Angebot mit Vorträgen im Winterhalbjahr und – ab 1948 – mit Jahresausflug und Besichtigungen entsprach der jahrzehntelangen Tradition. Infolge von Austritten und Todesfällen war der Mitgliederstand 1947 auf 512 gesunken. Intensive Bemühungen, das Interesse am Verein zu beleben, zeigten schon bald Erfolg. 1962 zählte der Verein über 790 Mitglieder. In den 1960er und 70er Jahren stagnierten die Mitgliederzahlen, aber in den 1980er und 1990er Jahren gelang ein enormer Aufschwung – der Höchststand betrug 1997 1.442 Mitglieder.

 

In den letzten knapp fünfzig Jahren hat sich eine enge Anbindung des WGAV an das Hauptstaatsarchiv Stuttgart herausgebildet. Diese kommt zum einen in der personellen Verbindung zum Ausdruck. Auch die Geschäftsstelle befindet sich seit 1951 in den Räumen des Archivs. Im Rückblick auf die langjährige Geschichte verdeutlicht sich die gesellschaftliche Relevanz des Vereins, ebenso seine lange Tradition, die bis in die Gegenwart reicht. Diese Tradition gilt es zu bewahren, aber nicht in starren Formen, sondern mit steter Anpassung an die sich wandelnden gesellschaftlichen Verhältnisse. Es war und ist Ziel und Zweck des Vereins, Menschen für die Geschichte ihres Landes, ihrer Region oder Stadt zu interessieren, ihnen das heimatliche Kulturgut nahezubringen und für den Erhalt des kulturellen Erbes zu sensibilisieren. Das Erforschen und Vermitteln, das seit dem Ende des 19. Jahrhunderts den Kern der Aufgaben des Vereins ausmacht, bildet auch heute noch die Grundlagen seiner Arbeit. Nach wie vor leistet der Verein mit seinen Publikationen wissenschaftliche Grundlagenarbeit. Ein Angebot mit Vorträgen, Studienfahrten, Exkursionen, Führungen und Besichtigungen bietet Möglichkeiten der historischen Bildung, der fachlichen Diskussion und der geselligen Begegnung. In der Verbindung von historischer Kompetenz, ehrenamtlichem Engagement und lebendiger Vereinskultur liegt die gesellschaftspolitische Bedeutung wie auch Aufgabe der Geschichtsvereine, eine vielfältige Regional- und Landeskultur zu befördern und damit einen Beitrag zu leisten für die Lebenswelt von heute wie auch morgen.