Prof. Dr. Felix Heinzer: Im Spannungsfeld von Bibel und antikem Bildungserbe – klösterliche Wissenskultur im Spiegel der Reichenauer Handschriften

Hauptstaatsarchiv Stuttgart Konrad-Adenauer-Straße 4, Stuttgart

Im europäischen Kontext fällt dem mittelalterlichen Mönchtum eine tragende Rolle im Bereich von Bildung und Wissen zu. Dies gilt zumindest bis in die Zeit der im ausgehenden 12. Jahrhundert im städtischen Milieu entstehenden Universitäten. Im Bereich des ehemaligen Herzogtums Schwaben waren hier der Bodenseeraum mit dem Bischofssitz Konstanz und den beiden im frühen 8. Jahrhundert gegründeten Abteien Reichenau und St. Gallen von maßgeblicher Bedeutung.
In diesem Zusammenhang steht der Vortrag von Professor Felix Heinzer. Anlass dazu bietet das 1300-jährige Gründungsjubiläum der Reichenau, das mit einer Großen Landesausstellung in Konstanz und auf der Reichenau selbst gefeiert werden soll.
Die herausragende Stellung des Inselklosters als geistiges und kulturelles Zentrum frühmittelalterlicher Kulturgeschichte ist bis heute an seinen gut erhaltenen Handschriftenbeständen ablesbar. Diese machen allerdings auch deutlich, dass die grundlegende Orientierung monastischer Intellektualität an antiken Wissenstraditionen nicht umsonst zu haben war: Die Ausrichtung auf ein im Kern vorchristliches Erbe ließ sich nicht ohne weiteres vereinbaren mit einer religiösen Lebensführung auf biblischer Grundlage. Diesem komplexen und spannungsreichen Prozess will der Vortrag im Blick auf die Frühzeit der Reichenau und ihrer berühmten Bibliothek nachgehen.