Prof. Dr. Sabine Holtz, Stuttgart: Der gemeine Mann im Aufstand 1525. Göttliches Recht im Kontext von Freiheit und Gewalt

Hauptstaatsarchiv Stuttgart Konrad-Adenauer-Straße 4, Stuttgart, Baden-Württemberg, Deutschland

Um 1500 belastete der zunehmende politisch-rechtliche und ökonomische Druck der Herrschaften die Untertanen immer stärker und entlud sich in einer ganzen Reihe von regionalen Aufständen. 1525 eskalierte die Situation. Die Reformation gab den Aufständischen neue Impulse sowie konkrete Hoffnung auf Veränderung über die regionale Ebene hinaus. Das göttliche Recht, vor allem nach dem Verständnis Ulrich Zwinglis, bot eine völlig neuartige Argumentationsgrundlage. Verfassungsentwürfe zeigen, wie eine fundamental andere Gesellschaftsordnung auf der Basis des neuen göttlichen Rechts aussehen sollte. Unter dem Ruf nach Freiheit positionierte sich der gemeine Mann politisch neu. Der Vortrag untersucht die Einflüsse des göttlichen Rechts auf die Verfassungsentwürfe und fragt nach der Rechtfertigung von Gewalt auf Seiten des gemeinen Mannes und auf Seiten der Obrigkeiten.

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Rolf Bidlingmaier, Metzingen: Von Leopold Retti zu Romy Schneider. Biografien einer europäischen Künstlerfamilie

Hauptstaatsarchiv Stuttgart Konrad-Adenauer-Straße 4, Stuttgart, Baden-Württemberg, Deutschland

Der Vortrag zeichnet die Geschichte der aus Oberitalien stammenden Familie Retti nach, deren Vertreter als Maler, Stuckateure und Baumeister zur Errichtung von Schloss Ludwigsburg nach Württemberg kamen. Leopoldo Retti (1704–1751) war als Architekt des Rokoko maßgeblich am Bau der Residenz der Markgrafen von Brandenburg-Ansbach in Ansbach und des Neuen Schlosses in Stuttgart beteiligt. Sein Sohn ließ sich als Maler in Ostpreußen nieder. Nachfahren wechselten in das Theaterfach und waren als Schauspieler an unterschiedlichen Orten in Deutschland tätig. Verwandtschaftliche Verbindungslinien führen zu dem jüdischen Journalisten und Kunsthistoriker Dr. Ludwig Goldstein, dem Dirigenten Erich Orthmann und den bekannten Schauspielerinnen Rosa Albach-Retty und Romy Schneider.

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Prof. Dr. Andreas Deutsch, Heidelberg: Bauernkriegs-Held oder Bösewicht? Der Stuttgarter Stadtschreiber Johann Elias Meichsner

Hauptstaatsarchiv Stuttgart Konrad-Adenauer-Straße 4, Stuttgart, Baden-Württemberg, Deutschland

Weil der berühmte Maler Jörg Ratgeb 1526 gevierteilt wurde, gilt er für manche als "Märtyrer aus dem Bauernkrieg". Die Schuld am Tod des genialen Künstlers wurde dem Stuttgarter Stadtschreiber Johann Elias Meichsner zugeschrieben. Tatsächlich hatte Meichsner den Maler erheblich belastet. Aber zu Unrecht? Es handelt sich um denselben Meichsner, der Anfang Mai 1525 massenweise Rundschreiben für den württembergischen Bauernhaufen aufsetzte, um alle Kräfte gegen das herannahende Heer des Schwäbischen Bundes zu aktivieren. War er also eher ein Held des Bauernkriegs? Oder handelte er unter Zwang? Meichsner war stets ein entschiedener Gegner des mörderischen Herzogs Ulrich von Württemberg gewesen. Als Ulrich 1534 wieder die Herrschaft in Württemberg übernehmen konnte, ließ er Meichsner in den Kerker werfen. Nun drohte Meichsner selbst die Hinrichtung. Doch dann gelang der badischen Verwandtschaft seine Rettung. Der Vortrag beleuchtet Werk und Wirken des bedeutenden Stuttgarter Stadtschreibers Elias Meichsner und gibt gleichzeitig spannende Einblicke in die Lebensumstände rund um den Bauernkrieg. - Prof. Dr. Andreas Deutsch ist Leiter der Forschungsstelle Deutsches Rechtswörterbuch und Honorarprofessor an der Juristischen Fakultät der Universität Heidelberg.

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Soirée: Musikalische Recréation in Zeiten des Krieges

Hauptstaatsarchiv Stuttgart Konrad-Adenauer-Straße 4, Stuttgart, Baden-Württemberg, Deutschland

Während des Siebenjährigen Krieges (1756–1763) zählte der württembergische Hof unter Herzog Carl Eugen zu den künstlerisch glanzvollsten in Europa. Das Aushängeschild war die Hofoper unter der Leitung des berühmten Neapolitaners Niccolò Jommelli. Doch auch das kammermusikalische Divertissement erfreute sich großer Beliebtheit. Dafür sorgten unter anderem der europaweit hochgeschätzte Konzertmeister des Opernorchesters, der aus Livorno stammende Pietro Nardini. Carl Eugen lud aber auch auswärtige Musiker wie den am badischen Hof wirkenden Sebastian Bodinus zu Gastspielen ein. – Lassen Sie sich von Dr. Bernhard Moosbauer (Barockvioline) und Ricarda Hornych (Laute) in die musikalische Welt am Hof Carl Eugens entführen!

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Dr. Max Plassmann, Köln: Erinnerung, Mythos, Missbrauch: Vom Nachleben der Schlacht bei Leuthen (1757) in der preußisch-deutschen Geschichte

Hauptstaatsarchiv Stuttgart Konrad-Adenauer-Straße 4, Stuttgart, Baden-Württemberg, Deutschland

Die Schlacht bei Leuthen vom 5. Dezember 1757 zählt zu den zentralen Mythen preußisch-deutscher Militärgeschichte. Friedrich II. von Preußen, der „Große“, schlug damals eine weit überlegene österreichische Armee – wobei Württemberger im Übrigen auf beiden Seiten kämpften. In der Erinnerung des 19. Jahrhunderts verselbständigte sich Friedrichs Plan zu einem vermeintlich unfehlbaren Erfolgsrezept. Die Vorstellung, über das Geheimnis des Sieges zu verfügen, begleitete daher die deutschen Armeen in beide Weltkriege. Der Vortrag beleuchtet diesen Missbrauch von Geschichte, der zum millionenfachen Sterben beitrug. - Dr. Max Plassmann ist Leiter des Sachgebiets Alte Bestände im Historischen Archiv der Stadt Köln.

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