Sie selbst sah sich als Kleinod des deutschen Kaisertums, ihre Gegner diffamierten sie als Allianz von Zaunkönigen: Die freie, unmittelbare Reichsritterschaft stellte zweifellos ein Kuriosum im Alten Reich dar. Hunderte von Niederadelsfamilien waren in dieser Korporation lose zusammengeschlossen. Zwar waren sie nicht auf dem Reichstag vertreten, aber dennoch direkt dem Kaiser unterstellt. Besaß manch einzelner Reichsritter nicht mehr als ein einziges Dorf, so waren andere Großgrundbesitzer. Insgesamt verfügte die Reichsritterschaft über mehr Fläche und Untertanen als so mancher Reichsstand.
In der turbulenten Zeit der Kriege und Krisen um 1800 verloren selbst mächtige Reichsstädte und geistliche Fürsten noch vor dem Ende des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation ihren Status durch Mediatisierung und Säkularisation. Doch die Reichsritterschaft konnte sich trotz aller Widrigkeiten und selbst gegen den Willen manch mächtiger Reichsfürsten nahezu bis zum Untergang des Alten Reiches behaupten. Der Vortrag beleuchtet, wie die Reichsritterschaft als Korporation durch diese Phase grundlegender Transformation navigierte.