nationalsozialismus

3. Der Württembergische Geschichts- und Altertumsverein in der Zeit des Nationalsozialismus

Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme ging insbesondere vom Gesamtverein dr deutschen Geschichts- und Altertumsvereine der Impuls zur „Gleichschaltung“ der Geschichtsvereine aus. Die institutionelle Umsetzung in Form von „Gleichschaltung“ und „Säuberung“ erfolgte in den Geschichtsvereinen zwar in unterschiedlichem Tempo und Intensität, gleichwohl wurde sie in den meisten Vereinen als Selbstverständlichkeit hingenommen und geräuschlos vollzogen Nachdem Dr. Peter Goessler nach einem Zusammenstoß mit Kultminister Christian Mergenthaler 1933 sein Amt als Vorsitzender des WGAV verlassen musste, übernahm Dr. Hermann Haering zunächst vertretungsweise, ab 1935 auch offiziell die Leitung des Vereins. Es war auch Haering, der die Umgestaltung des Vereins im Sinne des Führerprinzips durchführte. Im Oktober 1935 legte er der Mitgliederversammlung eine neue Satzung vor. Die Geschäftsführung und Vertretung des Vereins sollten nun in den Händen des „Vereinsführers“ liegen.

Durch die Vereinsversammlungen wehte fortan der „neue“ Geist der Zeit, wie die Mitgliederversammlungen belegen. Bis 1944 fanden im Winterhalbjahr die Vorträge im vertrauten Rhythmus statt; Besichtigungen und Ausflüge gehörten bis 1942 zum Programm. Wertet man die Themen der zwischen 1933 und 1944 gehaltenen Vorträge aus, so überwiegt der Eindruck, dass man sich weitgehend im bisherigen Themenspektrum bewegte. Bei näherer Betrachtung lässt sich aber immer wieder eine grundsätzliche Übereinstimmung mit nationalsozialistischen Prämissen erkennen, insbesondere eine ideologische Annäherung an die politische Volkstumsgeschichte mit einem irrationalen Volkstumsbegriff. In anderen Vorträgen kamen politische Anspielungen weniger deutlich, sondern eher am Rande, gewissermaßen en passant vor, wenn von Aufbruch oder den Herausforderungen der neuen Zeit die Rede war.

Die schweren Bombenangriffe des Jahres 1944 auf Stuttgart hatten gravierende Folgen für den Württembergischen Geschichts- und Altertumsverein. Am 12. September brannte die Geschäftsstelle in der Ludendorffstraße 8 aus; dabei wurden bis auf das Mitgliederbuch und einige Listen sämtliche Bücher, Akten und Karten vernichtet. Nachdem auch die Wohnung des Geschäftsführers, wo die Geschäftsstelle provisorisch eingerichtet worden war, im Februar 1945 völlig zerstört wurde, musste der Verein seine Tätigkeit bis auf Weiteres einstellen.